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Interview mit dem Schlagzeuger Arnold F. Riedhammer

Seine Studenten spielen in den wichtigen Häusern: bei den Berliner Philharmonikern, im Leipziger Gewandhausorchester, im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Der Schlagzeuger Arnold F. Riedhammer sagt: "Es ist ein großer Erfolg, wenn jemand die Tätigkeit, die er so liebt, ausüben und davon leben kann! Das ist dann mein Honorar. Es ist eine Ehre für mich, mit den Talenten zusammenzuarbeiten." Dabei hat er selbst fast 45 Jahre als Solo-Schlagzeuger bei den Münchner Philharmonikern mit allen Dirigenten gearbeitet. Ein Gespräch über Macht, Eigenarten und ein Buch.

Arnold F. Riedhammer

Foto: Mandy Mellenthin

Der Schlagzeuger hat im Orchester die Macht! Stimmt das?

Da ist viel Wahres dran. Das hängt natürlich auch vom Stück ab, das gespielt wird. Bei Beethoven, Tschaikowsky oder Brahms beispielsweise hat der Schlagzeuger eine wahnsinnige Führungsrolle. Das wissen die Dirigenten auch. Wenn der Schlagzeuger durchzieht, das hörst du! Da geht das Orchester mit. Da kann der da vorn fuchteln wie er mag. Nehmen Sie den »Bólero« von Ravel! Die Musik ist auf einem Ostinato-Rhythmus im ³/₄-Takt aufgebaut, der von einer, später von zwei Kleinen Trommeln gespielt und während des ganzen Stücks durchgehalten wird. Der große Celibidache hat vor der ersten Probe gesagt: "Schaut nicht auf mich, hört auf Arnold! Er hat das Sagen!" Oder der Beckenspieler in der 4. Tschaikowsky: Der kann ein ganzes Orchester umschmeißen! Das liegt daran, dass diese Instrumente von der Dynamik her überall hörbar sind. Und deshalb: Ja, Schlagzeuger haben die Macht!

Auf der anderen Seite aber verspürt ein Schlagzeuger auch enormen Druck, weil alle auf ihn achten, oder?

Das stimmt. Ein Fehler bei der Klarinette beispielsweise kann auch mal untergehen. Das Schlagzeug hat eine wichtige Funktion. Und deshalb wird das ja auch honoriert. Aber natürlich kann der Druck immens sein. Nehmen Sie noch einmal ­Maurice Ravels Klassiker "Bólero": Aus dem Nichts zu kommen und dann diesen Rhythmus zu spielen, ist nicht so einfach. Ich habe damals eine Live-­DVD-Aufnahme miterlebt. Ich saß vorne bei Celibidache, ­direkt neben mir saß ein Kameramann - der hätte meine Nasenhaare zählen können!

Muss man als Schlagzeuger "anders" sein als die anderen Musiker? Sind Schlagzeuger quasi die Torhüter, denen ja auch bestimmte Eigenschaften nachgesagt werden?

Ich war Torhüter! Ich wäre fast Profi geworden! Man sagt ja scherzhaft, wenn eine Band aus zwölf Personen besteht, das sind elf Musiker und ein Schlagzeuger. Das klingt immer ein bisschen negativ, weshalb ich das gerne umdrehe: Das stimmt. Ich würde mich auf dieses Niveau eines "normalen" Musikers gar nicht herablassen. Bei Aufnahmeprüfungen stelle ich auch stets viele Fragen, in denen es nicht nur ums Instrumentarium geht, sondern auch um die Psyche. Ich habe ja auch Psychologie studiert und beobachte immer schon, wie jemand reinkommt, wie jemand seine Tasche abstellt. Ein Schlagzeuger, der beim Rausgehen anklopft, wird sich sehr schwer tun im Leben.

Was sollte denn ein Schlag­zeuger mitbringen außer der Technik? 

Bei Aufnahmeprüfungen ging es mir nie darum, dass mir der Kandidat das Blaue vom Himmel herunterspielen kann. Ich analysiere, wie das Talent gelagert ist, vom Rhythmus und vom Timing her beispielsweise. Was ist an Musikalität, Ausdruck, Phrasierung vorhanden? Der kann ein ganz einfaches Stück spielen! Denn manchmal ist es viel schwieriger, ein Stück mit wenigen Noten musikalisch zu präsentieren. Wichtig ist mir auch immer das Berufsziel der Studenten – und warum der genau das machen will. Es geht mir da­rum, die Leidenschaft zu entdecken und zu fördern. Ich habe ja alles mitgemacht: Blas­musik, Bands, Tanzmucke. Deshalb kann ich das gut nachempfinden. Ohne die Leidenschaft geht es nicht!

Ist Ihr neues Buch nur für Profis geeignet?

Nein. Ich habe ja auch im Blas­orchester angefangen. Und glauben Sie mir: Die Schlagzeuger in den Blasorchestern wollen auch gut spielen!

Autor: Klaus Härtel

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