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Wie übe ich richtig mit Metronom?

"Das Metronom stört. - Damit kann ich nicht üben, das bringt mich immer raus." "Ich übe lieber ohne Metronom, dann klappt es nämlich." "Kann man nicht einfach Musik ohne Tempo machen, ich habe mein eigenes Tempo!" Solche oder ähnliche Sprüche wird jeder Instrumentallehrer schon mal von seinen Schülern zu hören bekommen oder als Schüler sogar selbst von sich gegeben haben. Warum traktieren Musiklehrer ihre Schüler immer wieder mit diesem nervigen Gerät?

Spätestens zuhause, wenn man allein üben soll, werden sich kaum noch Jungmusiker bequemen, diesen sturen Störenfried einzuschalten. "Ohne" klappt's einfach besser.

Das Metronom

Das Metronom für das perfekte Zeitgefühl

Das Metronom ist aber beileibe nicht nur ein Gerät für Schüler. Im Gegenteil. Das Metronom ist das Werkzeug der Wahl eines jeden Profimusikers. Saxofonist Michael Brecker wurde einst bei einem Workshop gefragt, ob er mit Metronom übe. "Selbstverständlich, immer!" war seine Antwort - er habe aber ein Problem, er sei oft zu weit vorne: "You know, I rush!" Ernsthafte Musiker üben stets mit Metronom, um für ihre Arbeit das perfekte Zeitgefühl zu bekommen.

Mit dem Metronom wird die Musik messbar. Vor seiner Erfindung waren Komponisten und Musiker auf gefühlsmäßige Tempoangaben angewiesen. Begriffe wie Allegro, Presto, Largo stammen aus dieser "vor-metronomischen" Zeit. Nicht selten führte diese Unschärfe zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Komponisten und ausübenden Musikern. Es war also ein wichtiger Moment in der Geschichte der notierten Musik, als der Komponist Ludwig van Beethoven um das Jahr 1812 in Wien mit dem Erfinder Johann Nepomuk Mälzel zusammentraf.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass der pedantische Komponist dem findigen Tüftler den entscheidenden Impuls zu dieser wichtigen Erfindung gab. Von da an versah der dankbare Beethoven seine sämtlichen Kompositionen immer mit den genauen Tempoangaben "MM" (Mälzels Metronom). Übrigens war Mälzel auch derjenige, der die immer größer werdenden Hörrohre für den ertaubenden Komponisten ersann.

Wie arbeitet das Taktell?

Ein Metronom hat viel mit einer Uhr gemeinsam. Es zeigt das Tempo in "Schlägen pro Minute" - "beats per minute" = "bpm" an. Also dauert bei Tempo 60 ein Schlag genau eine Sekunde.

Der Taktschlag ist etwas absolut Gleichmäßiges - wie die Unterteilungen auf einem Lineal, oder wie Raster in einem Quadratgitter. Nur wenn der Taktschlag absolut gleichmäßig ist, springt der Funke über. Dann erst stellt sich das gewisse "Gefühl" ein. Es ist ein Gefühl von Entspannung und Spannung zugleich. Musiker und Zuhörer verschmelzen mit der Musik. Menschen beginnen mitzuwippen oder zu tanzen. Es ist der Rhythmus "bei dem man einfach mit muss..."

Für den ausübenden Musiker bedeutet das aber auch: Er muss die technische Fähigkeit besitzen, seine Musik genau im Takt spielen zu können. Er muss sein Instrument so gut beherrschen, dass technische Schwierigkeiten keine Rolle mehr spielen. Jeder Ton muss genau ins Raster passen, im Takt sein.

Das Metronom ist unbestechlich

Aber woher weiß ich, wo das "richtige" Taktmaß ist? Wer entscheidet, ob ich richtig liege? Wenn der Musiker neben mir gut im Takt spielen kann, dann ist das gut und hilfreich. Aber abhängig darf ich mich nicht davon machen. Es funktioniert nicht, wenn ich immer jemanden brauche, der mich an die Hand nimmt. Wahr ist nämlich auch, dass jeder Spieler selbst wissen muss, wohin seine Noten gehören.

Sobald es im Orchester unsichere Spieler gibt, werden diese unbewusst den gesamten Betrieb stören. "Störfeuer von nebenan" ist für die geradlinigen Musiker höchst unangenehm. Es beginnt ein unterschwelliger Konflikt, der ad hoc nicht gelöst werden kann, sondern nur zuhause in der Übestube. Und zwar mithilfe des besagten Messgeräts.

Das Metronom ist unbestechlich, eine Maschine, die nichts anderes kann, als Taktschläge anzugeben. Es ist wie ein musikalisches Lineal. Es ist wie ein Geländer, das einen davor bewahrt, vom rechten Weg abzukommen. Geführt von den Leitplanken der Taktschläge fahre ich wie auf einer gut ausgebauten Autobahn. Und falls ich doch mal vom Weg abkommen sollte, spüre ich es sofort, denn auf dem unbefestigten Randstreifen wird es holprig.

Töne im richtigen Zeitmaß verhalten sich ähnlich wie Ziegel in einem Mauerwerk. Sie passen einfach. Mit der Erfahrung durch das Metronom schaffe ich es, meine »musikalischen Bausteine« so exakt zu bearbeiten, dass sie sich nahtlos ins musikalische Werk einfügen lassen.

Sinnvolles Üben mit dem Metronom

Viele kennen und benutzen oft nur eine einzige Methode, mit Metronom zu üben: Sie stellen es auf die Viertel ein: 1-2-3-4 - Tack-Tack-Tack-Tack...

Oft ist es aber die Abwechslung, die einen voranbringt.

Angenommen, man soll einen schnellen Swing üben. Die ständigen Schläge können auf Dauer nervenzehrend sein. Ein einfacher Trick zur Entspannung: man halbiert die Metronomzahl. Das Metronom schlägt jetzt nur noch die Eins und die Drei, das eigentliche Tempo hat sich nicht geändert, die Zwei und Vier denkt man sich.

Bei Swingmusik bietet es sich überdies an, den Beat "umzudrehen". Die Schläge werden nun als Zwei und Vier definiert. Man muss "zwischen" den Schlägen anfangen zu spielen. Dasselbe Gefühl stellt sich übrigens auch beim Üben mit allen Viertelschlägen ein - man stellt sich nun auch die Achtel vor, die zwischen den Metronomschlägen liegen. 1+2+3+4+ usw.

Eine noch höhere "Timingweihe" kann erfahren, wer bei schnellem Tempo nur noch die Einsen schlagen lässt - also die Schlagzahl bei gleichbleibendem Tempo nochmals halbiert. Selbstredend kann man den einen Taktschlag auch als 2,3 oder 4 definieren. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die Kunst ist, innerhalb eines Taktes nicht das Tempo zu verlieren. Wer das Stück auf diese Weise durchhält, der hat das Timing wirklich verinnerlicht.

Stücke im Wohlfühltempo üben

Selbstverständlich muss man bei notentechnischen Schwierigkeiten das Tempo des Stückes zunächst reduzieren, die Metronomzahl auf ein angenehmes Maß herunterschrauben und sich dann langsam wieder hocharbeiten. Bitte ein Stück immer nur in dem Tempo üben, in dem man sich wirklich wohlfühlt und entspannt ist! Nicht ungeduldig werden, auch wenn man noch "meilenweit" vom gewünschten Zieltempo entfernt ist! Dem Stück die Reifezeit geben, die es braucht!

Das Wichtigste aber ist, dass man den Spaß nicht verliert. Nach einer gewissen Zeit kann sich sogar ein besonderer Bewusstseinszustand der höchsten Konzentration einstellen. Man spürt sehr genau, dass man nun genau auf dem »Beat« ist. Es ist ein sehr befriedigendes Gefühl.

Autor: Christoph Müller

Der Artikel ist zuerst erschienen auf brawoo.de.

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