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"Blue Ridge Saga" für Blasorchester von James Swearingen

Die "Blue Ridge Saga" von James Swearingen ist ein "Klas­siker" für Blasorchester aus der Kategorie "kleine Schmuck­stücke aus der gehaltvollen amerikanischen Gebrauchsliteratur der Mittel­stufe". Ein Werk, leicht und unterhaltend zugleich, aber auch mit pädagogischen Akzenten und schmucken musikalischen Ideen.

Blue Ridge Saga

Der Komponist James Swearingen

James Swearingen ­wurde am 26. September 1947 in Dayton/Ohio geboren. Er war lange Zeit kreative und trei­bende Kraft in der Musikszene der ame­rikani­schen High School Bands. Heute trägt er den ­Titel "Professor Emeritus" der Capital University of Columbus.

Seine Ausbildung absolvierte er zunächst an der Bowling Green State University und später an der Ohio State University. Er wurde - nach langjähriger und erfolgreicher Arbeit in der Instrumentalpädagogik - alsbald zum Direktor der Abteilung für Instrumentalmusik und Blasorchester an öffentlichen Schulen in Grove City (Columbus/Ohio) ernannt.

Sein stetig steigender Bekanntheitsgrad beflügelte neben seinen organisatorischen Tätig­keiten auch sein Schaffen als Komponist und ­Arrangeur. Gastdirigate und Jurorentätigkeiten führten ihn neben Zielen in den Vereinigten Staaten und Kanada auch nach Australien, Asien und Europa. Sein Œuvre umfasst wohl weit über 600 Werke, darunter über 100 Auftragswerke und viele Kompositionen, die für Wettbewerbe und Festivals gelistet wurden. Er erhielt mehrere ASCAP-Auszeichnungen und einen bedeutenden und bunten Strauß von Ehrungen und Awards aus der amerikanischen Musikpädagogik.

Seine Werke spielen wohldosiert mit vielen stilistischen Facetten. Facetten, die in den amerikanischen High School Bands gerne mit Effekt und Augenmaß umgesetzt wurden. Durchdacht in seinem Schaffen ist die bewusste Klassifizierung der Schwierigkeitsgrade, beginnend mit „easy“ (für junge Orchester, die etwa ein Jahr mit ihrem Instrument vertraut sind) über "medium easy" (Orchester im zweiten und dritten Jahr) bis hin zu zwei Kategorien von "medium", die Orchester mit mittleren und mittelschweren Aufgaben betrauten. Die Länge, auch seiner umfangreicheren Werke, überschreitet selten die sechs Minuten.

Die Idee zu "Blue Ridge Saga"

Die Komposition regt musikalisch dazu an, die Schönheiten und die Geschichte des Blue-Ridge-Gebirges in North Carolina zu reflektieren. Sie wurde 1990 von der "Band Directors of the North­western District Bandmasters Association" beauftragt und ist der "All-District Junior High School Band" in Morganton/North Carolina gewidmet.

BLue Ridge Mountains

Die Blue Ridge Mountains (Foto: pixabay - PublicDomainPictures)

Der Aufbau des Werks

Mit einem choralartigen Thema im 4/4-Takt, im ruhigen Andante, eröffnen die Holzbläser in dichter Artikulation. Der Beginn ist feierlich, sehr gesanglich und dynamisch zunächst eher verhalten. Klanglich wird er nach vier Takten mild von den Hörnern unterfüttert. Ab Takt 9 öffnet sich dann aber das ganze Orchester im Tutti und es wird schnell klar, dass nach dieser eher be­sinn­lichen Eröffnung weiteres kommen wird. Eine kleine Schlussgruppe leitet über zum zweiten Teil.

Nach einer Fermate und einem kleinen, ankündigenden Trommelwirbel bereits im neuen Tempo beginnt ab Takt 21 ein munteres Allegro im 2/4-Takt. Die melodische Anlage erinnert (zu­mindest auf den zweiten Blick) stark an die Choralmelodie, hier aber nun in wahrlich neuem Gewand: gestaucht und umgedeutet, mit neuem Tempo, in neuer Taktart und mit neuer Artikulation. Diese melodische Substanz, fußend auf dem Eingangschoral, ist prägend für das ganze Werk und somit auch seine verbindende Klammer.

Schon nach 16 Takten ändert sich schnell wie­derum die Taktart - und diesmal das Ton­geschlecht gleich mit. Vier Takte Schlagwerküberleitung stabilisieren zunächst lediglich das Tempo. Erst ab Takt 41 wird deutlich, dass wir nun triolisch unterwegs sind, im 6/8-Takt. Weiterhin durchaus munter, auch in Moll, entwickelt sich ein zweiteiliger melodischer Gedanke von acht Takten. Der wird viermal hintereinander, sich weiter fortspinnend und in wechselnden Instrumentationen, präsentiert. Dabei eröffnet sich viel Raum für hübsche dynamische Effekte.

Heitere melodische Gedanken

Ein kleiner zweitaktiger Stau beendet dieses Intermezzo und mündet in einer Fermate, die zur Durtonalität zurückführt. Ab Takt 75 erfolgt frisch der Wiederaufgriff des heiteren melodischen Gedankens von Takt 21. Der fegt nur kurz mit seinen 16 Takten durchs Geschehen, verliert sich in zwei kleinen Fermaten und macht den Weg wieder frei für augenscheinlich Neues.

Angeführt von den Trompeten erklingt molto ­espressivo im 3/4-Takt eine Überleitung im nun bestimmenden langsamen Tempo. Klarinetten und Waldhörner ergreifen ab Takt 95 als erste die Initiative und präsentieren den A-Teil dieses Abschnitts. Posaunen und Eufonien folgen im B-Teil und ein volles Tutti (im Wiederaufgriff des A-Teils) vollendet diesen durchaus lyrischen Mittelteil. Er verklingt verspielt, im Sinne einer kleinen Coda, ausgedünnt instrumentiert mit kleinen Soli.

Ausklingende Schlusstöne

Ab Takt 130 mischt sich bereits das Schlagwerk in die ausklingenden Schlusstöne des lang­samen Teils hinein und definiert über acht Takte, ab dem vierten Takt im Solo, überleitend das nun wieder aktuelle Tempo. Ab Takt 138 erstrahlt dann wieder reprisenartig das muntere Al­legro von Takt 21 und greift ab Takt 154 erneut den 6/8-Teil von Takt 41 wieder auf.

Feierlich wird es dann noch einmal zum Ende. Nach erneut ordnender Fermate beginnt ab Takt 192 ein Maestoso. Die Urmelodie des Anfangs erstrahlt in den Trompeten. Diese werden im ­vollen Tutti im Blech akkordisch dicht und im Schlagwerk rhythmisch ostinat unterlegt. Dabei werden sie zudem noch von kleinen Umspielungen verziert, die irgendwie an die Allegro-Melodik erinnern. Im vollen Tutti entsteht so ein eindrucksvolles Klangbild, das aber sicherlich gut regis­triert werden möchte. Ein Ritardando und eine dynamische Abschwächung schaffen im Espressivo (Takt 200) noch einmal ein wenig Luft, bevor das Werk im Allargando einem pompösen Schluss entgegenstrebt.

Fazit

"Robert Sheldon, Steven Reinecke, James Swearingen - nehmen wir einmal diese drei Komponisten aus dem amerikanischen Lager: Sie sind regelmäßige ‚Grad-3-Lieferanten‘ und können, genau wie andere Komponisten auch, ihren Personalstil nicht verleugnen. Sie kennen ihr Metier, wissen um Stärken und Schwächen der En­sembles und befeuern die Szene immer wieder mit neuen Werken, die sie gegebenenfalls auch gerne 'personalisieren', da ihnen Kompositionsaufträge zuteil werden." So formulierte der Autor schon einmal in einem ähnlichen Zusammenhang und füge nun gerne hinzu, dass viele ältere Werke dieser Musikschaffenden sicher zu ihren stärkeren zählen.

Gerne unterstreiche ich auch noch einmal, für wie wichtig ich es erachte, diese klug durchdachten Kompositionen nicht zu vergessen. Die positiven Effekte, die sie zum Beispiel in Sachen handhabbarer Artikulation, Intonation und Spielfreude mit sich bringen können, können jedem Orchester immer wieder gesunde Impulse zum achtsamem Musizieren geben. In einem klaren Wasser kann sich kein Fisch verstecken. In einer klar strukturierten Komposition kann sich kein Register die Blöße geben. Die Anforderungen sind für die breite Mittelstufe definitiv gut umsetzbar. Da kann man als Dirigent ruhigen Gewissens Präzision einfordern und somit Erfolgserlebnisse ermöglichen.

Die vielen Takt- und Tempowechsel, bei überschaubaren technischen Anforderungen, eröffnen etlichen Zielgruppen schöne Perspektiven. Dirigenten und Orchester, die sich konzertanter Literatur mehr öffnen wollen als sie es bisher gewagt haben, finden hier ein dankbares Trainings- und Erfahrungsfeld. Die schnell, abwechslungsreich und unterhaltend nachvollziehbaren Bilder, ein durchaus "easy listening" in sinfonischem Stil, finden auch bei den Zuhörern einen dank­baren Platz im Konzertprogramm.

Autor: Renold Quade

Der Artikel ist zuerst erschienen auf brawoo.de.

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