Dirigenten und andere Katastrophen

Wer beim ersten Ansehen des Titelbildes denkt, Bob Ross sei alt geworden (die ergrauten Haare lassen diesen Schluss durchaus zu), der irrt: Bob Ross ist immer noch der alte. Ein Entertainer durch und durch, der bei wirklich jedem Stichwort, das man ihm (oder das er sich selber) zuwirft, eine Anekdote zum Besten geben kann. Nun ist Bob Ross nach 40 Jahren als Hornist bei den Münchner Philharmonikern in den Ruhestand gegangen. Viel hat er in dieser Zeit erlebt, viel hat er gehört und gesehen – so manches »Stückl« hat er auch selbst geliefert. In seinem neuen Buch "Diri­genten und andere Katastrophen" gibt er einen kleinen Einblick in die für Außen­stehende geheimnisvolle Welt der klassischen Musik, die - stets in Frack und Fliege auftretend - für Normalsterbliche stets etwas elitär daherkommt. Dass es auch im Kulturbetrieb menschelt, deckt Bob Ross in seinem neuen Buch auf. Aber nicht im Stile eines Enthüllungsbuches, sondern augenzwinkernd, verschmitzt und mit seinem typischen schottischen Humor, den nicht nur Freunde und Fans seiner philharmonischen Blechbläserband "Blechschaden" über die Jahre schätzen und lieben gelernt haben. Bob ist auch im Ruhestand der Alte geblieben. Witziges, Bob-Ross-typisches Geplapper in Buchform mit durchaus nachdenk­lichen Zwischentönen: Dieses Buch muss man als Musiker mit Interesse für den Kulturbetrieb eigentlich gelesen haben. Ein Geschenktipp mit 160 Seiten, die bestens unterhalten.

CLARINO 12/2017., 01.12.2017