Alexander Wurz im Gespräch über das Tenorhorn und seine neue CD
"Das Tenorhorn ist üblicherweise kein Bestandteil des Sinfonieorchesters", liest man im Lexikon. "Seine bedeutendste Verwendung in der klassischen Musik findet sich bei dem großen Solo zu Beginn von Mahlers 7. Symphonie." Das ist schon irgendwie ungerecht, oder?
Ja, da stimme ich voll und ganz zu. (lacht) Aber man muss schon auch den Ursprung des Instruments sehen! Das Tenorhorn wurde 1847 in der Militärmusik eingeführt, um die Lücke in der Instrumentierung zwischen der Tuba und der tiefen Es-Trompete zu schließen. Auch heute findet man es eher in Blasorchestern als in Sinfonieorchestern – was wahrscheinlich sehr viel mit der Herkunft von damals zu tun hat. Aber die Ausnahme bestätigt die Regel und gerade in der 7. Symphonie von Mahler zeigt sich, wie gut ein Tenorhorn und Streicher zusammenpassen.
Foto: Jan Bürgermeister
Was ist für dich persönlich das Besondere an diesem Instrument?
Ganz klar der weiche und sonore Klang, aber auch die Brillanz in der Höhe! Das sind meine Vorlieben, was den Klang dieses Instruments generell angeht. Natürlich mag ich auch das Repertoire, das mit diesem Instrument zu spielen ist. Ganz vorne dabei ist natürlich die Egerländer Blasmusik. Aber was mich besonders inspiriert, ist auch ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Das Tenorhorn ist sehr speziell auf diesem Markt und man kann es auch nicht als Hauptinstrument alleine studieren. Deswegen war oder ist es für mich immer interessant, Mittel und Wege zu finden, sich mit diesem Instrument zu entfalten.
Wie bist du dazu gekommen?
Ich komme aus einer musikalischen Familie. Als Kind habe ich Schlagzeug gelernt und mein Vater spielte anfangs Trompete. Später kam er über die Tuba zum Tenorhorn. Bei uns zu Hause gab es immer viele Instrumente. Mein älterer Bruder spielte Posaune und mein Onkel Gitarre. Natürlich war klar, dass ich mich als junger Bub auf allen Instrumenten versuchte. (lacht) Ich kann mich noch daran erinnern, dass mein Vater immer sagte: »Der spielt ja höher als ich!« Wenn ich heute daran denke, ist das sehr lustig. Ja, und so bin ich dann irgendwann auch zu Posaune, Tenorhorn, Bariton und Eufonium gekommen.
Du gehst jetzt "Neue Wege" - warum?
Ich bin musikalisch gesehen einfach sehr flexibel. Vorhin hatten wir schon darüber geredet, dass es das Wichtigste für einen Musiker sein sollte, flexibel zu sein. So bleibt alles interessanter und spannender, als wenn man immer nur dasselbe tut. Grundsätzlich wäre das wahrscheinlich in allen Berufen nicht schlecht. Aber genau dieses, immer wieder andere bzw. neue Dinge tun, habe ich immer gemacht. So bin ich dann automatisch bei dieser Idee gelandet.
Was ist auf deinem neuen Album zu hören?
"Neue Wege" gestalten sich hauptsächlich erst einmal durch die Kombination mit einem Salonorchester und dem Tenorhorn als Soloinstrument. Das ist eine noch nie dagewesene Kombination, die schon eine Revolution für das Tenorhorn bedeutet. Es bilden sich innovative Sounds, die das Instrument von einer ganz anderen Seite beleuchten. Das Salonorchester Baden-Baden besteht aus grandiosen Musikern, von Mitgliedern der Berliner Philharmoniker und Stimmführern herausragender europäischer Orchester bis hin zu ARD-Preisträgern. Das macht mich natürlich besonders stolz, die "Neuen Wege" mit dieser Truppe zu gehen!